Von der Beresina in die Luxus-Hotellerie
Jean-Jacques Langendorf
1. Februar 2021
Wie Katharina Morel (1790–1876) die Strapazen des Russlandfeldzugs von 1812 am eigenen Leib erfährt und in Luzern zur Tourismuspionierin wird.
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In den 1870er Jahren entstand ein neuer Reisetypus: der Globetrotter nach dem Vorbild von Phileas Fogg. Die neue Wechselausstellung im Château de Prangins begibt sich auf die Spuren von Tausenden von Touristen, die zwischen 1869 und 1914 die Welt umrundeten, vorwiegend aus dem Westen und wohlhabend. Unter ihnen waren auch mehrere Schweizerinnen und Schweizer, die von ihren Zwischenstopps in Ägypten, Indien, Japan und den USA Berichte, Erinnerungen und Sammlungen von Gegenständen mitbrachten. Die Ausstellung zeigt auch, wie die Weltreise nach dem weltweiten Erfolg des Romans von Jules Verne, dessen Originalmanuskripte präsentiert werden, zu einem allgegenwärtigen Motiv in der Populärkultur wurde. Schließlich befasst sich die Ausstellung mit den zahlreichen Vorrichtungen, die erdacht wurden, um es jedem zu ermöglichen, in einem Armchair Tourist um die Welt zu reisen, ohne das Haus zu verlassen.
Verbringen Sie spannende, spielerische, inspirierende, lehrreiche und lustige Momente im Château de Prangins! Wir bieten eine Vielzahl an Aktivitäten speziell ausgerichtet auf verschiedene Publikumsgruppen. Eine erfahrene und motivierte Mannschaft erwartet Sie.
Diese privaten Führungen können während, aber auch ausserhalb der Öffnungszeiten gebucht werden.
Anmeldung |
2 Wochen im Voraus |
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Dauer |
60 Minuten, spezielle Angebote auf Anfrage möglich |
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Gruppengrösse |
max. 25 Personen pro Führung |
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Sprachen |
Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Weitere Sprachen auf Anfrage. |
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Kosten |
CHF 120 für die Führung, zuzüglich reduzierter Eintritt von CHF 10 pro Person. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre Eintritt frei. |
Ab den 1870er-Jahren bereisten wohlhabende Globetrotterinnen und Globetrotter mit Zug und Schiff zum Vergnügen die Welt. Jules Verne schrieb über eine gelungene Weltumrundung in 80 Tagen und auch einige Schweizerinnen und Schweizer umrundeten den Globus. Vom 6. April bis 26. Oktober 2025 widmet sich eine neue Ausstellung, ausgehend von einer Forschungsarbeit der Universität Genf mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds, der Eroberung der Welt durch die ersten Touristinnen und Touristen.
Im Zeitalter der industriellen Revolution und der Kolonialisierung, welche das 19. Jahrhundert prägten, ermöglichte die Entwicklung neuer Verkehrsmittel den Zugang zu den verschiedenen Weltregionen. Die Eisenbahn und die Dampfschifffahrt ebneten den Weg für die ersten touristischen Weltreisen.
Die Ausstellung zeigt, wie Weltreisen – zuvor ein Privileg der Abenteurer – für wohlhabende Touristinnen und Touristen auf der Suche nach Abwechslung und Exotik zugänglich wurden. Jules Verne brachte diese Entwicklung fast zur gleichen Zeit anhand der aussergewöhnlichen 80-tägigen Weltreise des Phileas Fogg in Romanform. Die zwei Originalmanuskripte des 1872 erschienen Werks sind in Prangins zu sehen.
Unter den Tausenden Touristinnen und Touristen, die zwischen 1869 und 1914 die Welt umrundeten, befanden sich auch einige Schweizerinnen und Schweizer, denen die Ausstellung einen besonderen Platz einräumt.
Die ersten Weltreisenden liessen sich ihre Reise entweder durch Reisebüros organisieren, die «All-inclusive»-Angebote zusammenstellten, oder sie planten ihre Reise nicht bis ins Detail. In jedem Fall aber sahen sie die Welt, oder vielmehr eine relativ eingeschränkte Liste von Zwischenstationen auf der Nordhalbkugel: London, Paris, Alexandria, Suez, Aden, Bombay, Kalkutta, Singapur, Hongkong, Yokohama, San Francisco, Salt Lake City und New York.
Unterwegs sammelten sie unzählige Souvenirs, Dekorationsgegenstände, Postkarten, Fotos und Anekdoten. Entsprechende Objekte aus privaten Sammlungen und öffentlichen Institutionen markieren nun den Rundgang durch die Ausstellung auf zwei Etagen des Château de Prangins. Installationen, die mit dem Ruf der Ferne locken, sorgen für ein immersives Erlebnis. Die Besucherinnen und Besucher erfahren, wie die Weltreisen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem allgegenwärtigen Motiv der Volkskultur werden konnten – nicht zuletzt dank einer Reihe visueller Errungenschaften und literarischer Werke, mit deren Hilfe man die Welt umrunden konnte, ohne sein Zuhause zu verlassen.
Ausserdem erinnert die Ausstellung an den historischen Kontext, in dem diese Globetrotterinnen und Globetrotter zur Eroberung unseres Planeten aufbrachen. Sie stammten aus den grossen Kolonialmächten und machten die Welt zu ihrem Spielfeld. Dank Imperialismus, Kapitalismus und technischem Fortschritt lag ihnen die Welt zu Füssen.
Leiterin Kommunikation, Marketing und Fundraising
Zur Ausstellung wird ein Katalog veröffentlicht: La Manie des tours du monde (Die Manie der Weltreisen). Dieses mit 256 Bildern illustrierte Gemeinschaftswerk erzählt, wie sich der Westen Ende des 19. Jahrhunderts für diese touristische Praxis begeisterte. An der Schnittstelle von Kulturgeographie, Reisegeschichte und visuellen Studien erzählt das Buch aus einer kritischen Perspektive, wie die Welt zu einer Touristenattraktion wird, und hinterfragt das Imaginäre, das mit der Praxis der Globetrotter verbunden ist.
La manie des tours du monde, herausgegeben von Liénart éditions, 248 Seiten, 256 Bilder, farbig broschiert.
Preis CHF 49.-
ISBN : 978-2-35906-459-9
Zu bestellen bei +41 (0)22 994 88 90
oder info.prangins@museenational.ch
oder erhältlich im Museumsshop
Für die Hilfe bei unserer Forschung, die gewährte finanzielle Unterstützung und die fruchtbaren Partnerschaften danken wir den folgenden Institutionen und Einzelpersonen herzlich:
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